Denn Rother hat – ein smarter Zug – sein neues Album direkt ins Boxset integriert: “Dreaming” zeigt, mit welch ungebrochener Neugier Rother kurz vor seinem 70. Geburtstag zu Werke geht: ein moderner Pop-Entwurf zwischen Ambient, Dance und retrofuturistischen Motorik-Beats – und als solcher eine Art Querschnitt durch die Alben, die er sonst noch hier versammelt, als Fazit seiner allgemein unterschätzten Solokarriere. Da wären zunächst die LPs ab 1983 – “Lust”, “Süssherz” und “Tiefenschärfe” sowie “Traumreisen” -, die Rother nutzte, um sich als Ausnahmegitarrist und genialer Arrangeur zu beweisen, wenn er nicht gerade zwischen sphärisch-elektronischen Klängen auf den Spuren seines Bruders im Geiste Brian Eno wandelte. In der Folge dünnte sein Werk freilich aus, flirtete mit New Age (auf “Esperanza”, 1996) und Dance Music (auf “Remember”, 2004). Doch was er auch tat, blieb Ausdruck eines Altmeisters auf der Suche nach frischen Impulsen. Die haben Rother längst zurück auf die Bühnen der Welt geführt, zuweilen im Schulterschluss mit Bewunderern wie Steve Shelley, John Frusciante und Omar Rodriguez. “Ein neues Album zu machen ist ein einsamer Prozess”, sagt er über seine neue Platte “Dreaming”, die nun also als Überraschungszutat das Vinyl-Set abrundet. “Wochen- und monatelang an Material zu kauen und dann verrückt zu werden – ich war eigentlich durch damit.” Eigentlich.