Bereits das Cover zu “Power Chords” gibt einen Hinweis auf das überstandene, unheilvolle Kapitel des nicht mehr ganz so sorglosen Slapstick-Rockers. Sein dunkel unterlaufenes Auge kontrastiert das sonst pastellfarbene Schlafzimmer und verweist auf die Existenzkrise, die dem Kalifornier seit “Turkey” (2015) einen Zahnfleisch-Pfad ebnete. Sex, Drugs und andere Wirrungen: Krol litt unter romantisierten Rockstarklischees, die bestimmt verlockend sind, letztlich jedoch drei Jahre ins Land gingen ließen, bis die große Katharsis folgte. Die gelingt mit “Power Chords” auf vielen Ebenen und ist in Zeiten, in denen der Mental-Health-Diskurs endlich auch die Popwelt erreicht, umso belangvoller. Sein großes Maul hat Krol jedoch behalten, wobei die aufmüpfige Attitüde des Antihelden nun noch mehr an souveräne Außenseiter wie Adam Green oder Weezer erinnert. Zum Akt seiner Selbstbefreiung gehört auch ein Reifeprozess, der in Break-up-Songs wie “I Wonder” auf altbekannte Schuldzuweisungen verzichtet und stattdessen um erkenntnisreiche Reflexionen wirbt. Dass die Platte jedoch auch wütend daherkommt, ist ihrer musikalischen Manier zuzurechnen: Hysterische Reverb-Gewitter und simpel gehaltene Songstrukturen wie in “Left For Dead” sind dabei nicht weniger exzentrisch als die durchweg übersteuerten Klirrfaktoren, die in puncto psychoakustische Reizüberflutung manchmal zu ambitioniert sind. Krols Garage vibriert dabei so sehr, dass sein blaues Auge vielleicht auch von runtergefallenen Werkzeugkoffern herrührt. Weils ihm aber so gut steht, kommt er diesmal damit davon.
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Turkey
VÖ: 28.08.2015