So schnell kanns gehen. Vor wenigen Monaten noch waren Milburn die Band im Schatten ihrer Freunde und Sheffielder Nachbarn Arctic Monkeys. Zu sehr glich Joe Carnalls Stimme der von Alex Turner, zu marginal unterschied sich die Gitarrenarbeit beider Bands. So konnte sich auch dieses Magazin die Gretchenfrage kaum verkneifen: Braucht man zwei Bands, die klingen wie eine – zumal sich die besseren Songs fast allesamt auf nur einer der zwei Platten befinden? Diese Platte war das Debütalbum von Arctic Monkeys, dessen Veröffentlichung obendrein Milburns Erster um Monate zuvorkam. Wer da wen kopierte, schien ausgemacht – offenbar nicht nur für die meisten Kritiker: “Well Well Well” verkaufte sich gerade außerhalb Englands so schleppend, dass der Nachfolger “These Are The Facts” vergangenen September nur im UK erschien. Nun erst wird er Resteuropa nachgereicht, und man darf sagen, es wurde langsam Zeit. Was Arctic Monkeys mit ihrem zweiten Album nicht halten konnten, glückt endlich Milburn: “These Are The Facts” ist eine der vielseitigsten und raffiniertesten Platten, die die New Wave Of British New Wave seit vielen Monaten hervorgebracht hat. Jeder Song ein Hit, wenn man ihn lässt, ständig neue Hakenschläge. Die Gitarren können sich zwischen Surfrock und Spaghettiwestern kaum entscheiden, die Trommeln tanzen Punk und Polka, und wenn im Schlusslied das Glockenspiel und der Harmoniegesang einsetzen, sind wir in einer honigweichen 60s-Doo-Wop-Nummer angelangt. Ohnehin ist “These Are The Facts” das amerikanischere Milburn-Album geworden. Siehe Razorlight, The Kooks. Das versteht man dann wohl unter guter Gesellschaft.
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Well Well Well
VÖ: 27.10.2006