Einerseits ist man bereit, sich diesen schwer zugänglichen Stoff wieder und wieder anzuhören – und dann ist man hinterher genau so schlau wie zuvor.
Ist diese Platte gut? Ich weiß nicht. Ist sie ambitioniert? Auf jeden Fall. Milemarker sind ähnlich schwer einzuordnen wie beispielsweise die Tschechen Sunshine. Punk- und Hardcore-Wurzeln mischen sich bei beiden Bands mit recht ungewöhnlichen Einflüssen aus den Achtzigern. Milemarker sind so sehr Wavepop wie Sunshine The Cure. “Anaesthetic” ist in seiner seltsamen Wirkung wirklich schwer fassbar. Da ist diese komische Sängerin (deren Stimme in den mittleren Passagen wie Hanin Elias unter Beruhigungsmitteln, in den hohen verdächtig nach Kate Bush klingt), die in ihrer Art zu intonieren und zu phrasieren immer ein wenig daneben zu liegen scheint – und trotzdem charmant klingt und irgendwie mit der Musik harmoniert. Geht nicht? Eben. Und dann sind da diese Keyboards, die Kirmesmelodien spielen, als hätte man es mit einer poppigen Version der Cardiacs zu tun, andererseits aber dieses seltsame Gefühl vermitteln, dass irgendetwas mit der Psyche dieser Menschen nicht in Ordung ist. Und Offbeat-Schlagzeug geht ja eigentlich auch gar nicht. Trotzdem oder gerade deshalb – sehr interessant, das Ganze. Da mir eine endgültige Bewertung aber immer noch schwierig erscheint, gebe ich eine mittlere Note und möchte das als hilfloses Schulterzucken verstanden wissen. Selber hören macht schlau.