Tatsächlich wirkt Echeverrias Mini-Solo zu Beginn des ersten Songs “Still & All” wie der Startschuss für ein Wettrennen zwischen den vier Bandmitgliedern, bei dem das Zielfoto entscheiden muss, wer nach knapp eineinhalb Minuten als erstes über die Ziellinie hechtet. Damit ist auch klar, dass Mind Rays Sprinter sind. Ausdauerlauf ist nicht ihr Ding, dafür teilen sie sich ihre Kraftreserven zu schlecht ein. Bei den meisten Songs ihres Debütalbums “Nerve Endings” ist nach höchstens zwei Minuten Schluss, weil die Lungen brennen. Immerhin haben die Belgier da aber schon mehr Noten gespielt und Zeilen gebrüllt als die Konkurrenz. Im Extremfall führt das zu hysterisch-überdrehten Songs wie dem völlig übersteuerten “We See” oder dem Paranoia-Anfall “Demuie”. Ab und zu bricht eine Offbeat-Gitarre wie bei “Sunbreak” oder der Four-to-the-floor-Beat von “Trespass” die Hektik zumindest etwas auf. Ein einziges Mal gönnen sich Mind Rays auf “Nerve Endings” sogar ein bisschen Ruhe: “The Ropes” unterbricht für vier Minuten die wilde Hetzjagd, tauscht das aberwitzige Tempo gegen hypnotische Krautrock-Monotonie und psychedelische Gitarren ein. Im Gegensatz zu dem überflüssigen Instrumentalsong “Dulling Senses”, der zwischen Marschrhythmus und ziellosem Bass-Geschwurbel wechselt, bremst “The Ropes” den Schwung des Albums kein bisschen aus. Stattdessen steht dieser längere Song der Band so gut, dass Mind Rays womöglich doch an ihrer Ausdauer arbeiten sollten. Vielleicht reicht es für einen 400-Meter-Lauf.