Jakob Dylan von den Wallflowers liebt Minibar. Das ist kein Wunder, denn sie sprechen dieselbe Sprache wie er. Ein melancholischer Dreivierteltakt, wehmütige Slide-Gitarren und Simon Pettys warme, leicht rauchige Stimme klingen dermaßen nach Americana, dass man kaum glauben mag, dass es sich um vier Briten im Exil handelt. Vielleicht ist der Widerspruch aber auch nur halb so groß, wie er auf den ersten Blick scheinen mag, denn wer aus England nach Amerika umsiedelt, wird schon einen Grund haben. Minibar verschlug es 1999 nach Los Angeles, und obwohl sie zugeben, mit britischer Musik aufgewachsen zu sein, hört man auf “Below The Radar” mehr Byrds, Jayhawks und eben die Wallflowers als man zuerst glauben möchte. Dementsprechend leicht fällt es, dem Quartett wohlwollend eine großes Beobachtungsgabe gepaart mit versiertem Umsetzungsvermögen zu unterstellen, das der Grund für derlei natürlich verwurzelt anmutenden US-Wohlklang sein könnte. Denn nicht nur Americana-Tradition findet Platz im Repertoire der Band; das Album wimmelt von hübschen musikalischen Zitaten, beispielsweise im Song “New Mexico”, wo Minibar mit Latino-Rhythmen kokettieren. Dass es trotz einiger Uptempo-Nummern inhaltlich häufig um Verlust, Liebe und große Distanzen zwischen Menschen geht, mag an der Weitläufigkeit liegen, die die USA England unbestritten voraus haben. Doch vielleicht ist soviel Interpretation auch komplett überflüssig, denn was am Ende des Tages zählt, ist, dass es sich hier um ein sehr hübsches und berührendes Album handelt. Egal, woher.