Das Inferno beginnt mit einem der mächtigsten Mosh-Parts, den die Welt seit Anthrax’ “Among The Living” gehört hat. Den Härteregler schieben Misery Index ab diesem Punkt langsam und unerbittlich nach vorne – in einem Tempo, das den Übergang von sattem Thrash zu unerbittlichem Grindcore auch denen unterjubelt, deren Belastbarkeitsgrenze sonst nach Slayer, aber weit vor Napalm Death, The Black Dahlia Murder und Job For A Cowboy liegt. Wie schaffen die Baltimore-Recken das? Letztlich genauso wie ein Profisportler auf der Zielgeraden: Das letzte Quäntchen Bluthochdruck entscheidet. Geschwollene Venen, kochendes Blut und ihr tadelloses Timing haben sich Misery Index durch exzessive Live-Ackerei verdient. Ihr Sinn für dichte Atmosphären (“Ruling Class Cancelled”) und spannende Arrangements (“Thrown Into The Sun”) ist dabei nicht auf der Strecke geblieben. Auch die exzellente Gitarrenarbeit endet nicht bei den Schredder-Riffs von Sparky Voyles (wie die meisten der Band ein Ehemaliger von Dying Fetus), sondern öffnet wie in “Ghosts Of Catalonia” auch mal ein Fenster, um Frischluft in die Grindcore-Hölle zu lassen. “Traitors” könnte in nur 37 Minuten dafür sorgen, Blastbeats zukünftig doch auf der Speisekarte zu haben. Viel mehr Zeit brauchte “Reign In Blood” damals auch nicht, um die Welt auf den Kopf zu stellen.