Miss June aus Neuseeland zum Beispiel, die auf ihrem Debütalbum einfach mal alles an Punk an die Wand werfen und gucken, was hängenbleibt: schnelle, empörte Riot-Songs wie “Two Hits”, “Aquarium” oder “Please Waste My Time”, in denen Annabel Liddell mit ihrer Band um die Wette rennt und dabei keine Zeile verstolpert? Breiter Rock wie im Quasi-Titelstück “Best Girl”? Der verzerrte Krach von “Polio”? Das in der ersten Hälfte ganz ruhige und in der zweiten Hälfte ganz laute “Double Negative”? Der Grunge von “Anomaly” oder “Orchid”? Oder eben doch der rauschend pop-punkige Opener “Twitch”, den ein paar Eingefleischte schon als Single-B-Seite von “Best Girl” kennen? So wahllos “Bad Luck Party” zusammengemischt scheint, so gut passt es vielleicht ins inspirierende Jahrzehnt – und immerhin trifft Liddell nicht nur die perfekte Stimmlage für jedes einzelne ihrer Lieblingsgenres, sondern hat auch so überraschende wie originelle Inhalte am Start. In “Twitch” besingt die Medizinerin beispielsweise ihre erste echte Operation, auf die sie sich auch nach Sezierkursen an Toten unvorbereitet fühlte, als die Anästhesie versagte: “Im not used to you being alive/ Twitch on the bed”. Da möchte man weder in der einen noch in der anderen Haut stecken, aber wie immer im Punk gilt natürlich, dass eh alle Menschen irgendeinen Schaden haben und sich Geschichten durchaus übertragen lassen. Liddell macht den Gedankensprung direkt mal vor, wenn sie in der nächsten Strophe singt: “I used to throw my time into boys who didnt care/ Ones who thought theyre in love”. Das gilt ja nun wirklich universell.