Sondern nach konsequenter Weiterführung einer Karriere, die das Quintett aus Iowa einst so fahrlässig aufs Spiel setzte. Was ist wohl aus Sjarm 13 und Tim Churchman geworden? Jenen Modern-Life-Is-War-Mitgliedern, die 2005 extra den weiten Weg in die Einöde von Iowa auf sich nahmen, um ihre Leben komplett nach dem Tourplan und Lebensentwurf des schon seinerzeit Genre- und Dezibelgrenzen sprengenden Hardcore-Punk-Ensembles auszurichten. Wir wissen es nicht. Fest steht, dass sich die Wege der Mitglieder nach der Auflösung 2008 nur noch selten kreuzen und insbesondere Sänger Jeffrey Eaton in eine dringend benötigte Phase der Rekonvaleszenz eintaucht. Verstreut über vier US-Bundesstaaten nähern sich die Gründungsmitglieder von Modern Life Is War in den vergangenen Monaten wieder behutsam einander an, tauschen Songideen aus, hängen gemeinsam ab und stellen dabei fest, dass trotz veränderter Lebensumstände noch die gleiche Wut und die gleiche Leidenschaft in ihnen lodert. Dass sie die Reise, die sie 2002 gemeinsam antraten, nur unterbrochen statt endgültig beendet haben. Das Album, das in dieser Phase von Euphorie und neu gefundenem Fokus entsteht, ist nicht nur ein Geschenk an alte Fans und jene, die sinnvoll die Wartezeit auf neue Alben von Touché Amore und La Dispute überbrücken wollen, sondern vor allem an sich selbst.
Wer sich in der Karriere der Band zurückarbeitet, wird feststellen, wie weit Modern Life Is War mit den Alben Witness (2005) und Midnight In America (2007) ihrer Zeit bereits voraus waren. Die düstere Atmosphäre, gepaart mit dem heiseren, zwischen Anklage und Zuspruch aufgehängten Gesang und den nach vorne geprügelten Punk-Attacken machen diese Werke zu Klassikern, deren Durchschlagskraft spät bis gar nicht erkannt wird. Fever Hunting nimmt den seinerzeit gekappten Faden wieder auf und stopft damit das klaffende Loch, das auch die zwischenzeitlich nachgewachsene Hardcore-Fraktion nicht zu stopfen vermochte. Modern Life Is War klingen auf ihrem neuen Album tatsächlich nach Aufbruch und Ankunft gleichermaßen, pflegen ihre klanglichen Trademarks aus Rückzug und Angriff und kümmern sich inhaltlich um das Fieber der Getriebenen, die auf der Suche nach Glück, Zufriedenheit und Freude ein paar steinige Umweg in Kauf nehmen müssen.
Insbesondere Jeffrey Eaton stellt dabei einmal mehr unter Beweis, dass er in den letzten Jahren keinen Deut an Biss und Formulierungskunst verloren hat – im Gegenteil: Songs wie das Lethargie und konforme Lebensentwürfe anklagende Media Cunt sind in seinem verbalen Streifzug durch Licht und Schatten des menschlichen Daseins dabei die Ausnahme; meistens konzentriert sich Eaton auf sich selbst und nimmt dabei auch das Risiko in Kauf, in seiner Gedankenwelt ein paar unangenehme Kriege anzuzetteln. I believe I am here to create/ Armed with love and knowledge I will find a way”, singt der 32-Jährige in Find A Way. Sieht ganz so aus, als hätte der Mann noch eine aufregende Zukunft vor sich.
weitere Platten
Witness
VÖ: 21.06.2005
My Love. My Way.
VÖ: 09.02.2004