Modern Rituals
This Is The History
Text: Florian Zandt
Immerhin drehen Modern Rituals die so ganz und gar nicht noisigen Elemente ihres Soundmix mit richtig schön Schmackes auf links. Ob im Opener “Passageway”, in dem sich völlig unvermittelt dissonante, offene Akkorde mit ungemütlichen Streichern und nervöser Akustikgitarre abwechseln, oder im Titelsong mit seinem leicht windschiefen Akkordeon: So frech und unbekümmert mit den Erwartungen zu spielen, muss man sich erstmal trauen. Dagegen wirken das locker eingestreute Rock’n’Roll-Piano und die Spielbergs-Gedächtnisgitarren aus dem Intro von “Them Days Is Gone” fast schon harmlos. Die maximal fuzzigen Gitarren und der satte Bass sind allerdings nicht bloß Gimmicks, sondern erfüllen in jedem der unterschiedlich aufgezogenen Songs ihre eigene Funktion. “Sithin Flesche” etwa klingt zunächst nach lupenreinem modernem Emo, bis sich die Dissonanz in die Gitarren und den Gesang einschleicht. “Moses” hingegen groovt in lockerem, von Akustikgitarre begleitetem Dreivierteltakt, bevor der Noiserock mit fetten Bratgitarren und schön-schiefen Kettensägenmelodien an die Tür klopft. Das mag beim ersten Hören noch verwirren. Aber spätestens beim zweiten Durchlauf merkt man, dass der Wahnsinn bei Modern Rituals Methode hat – und obendrein jede Menge Melodieverständnis und Hit-Gespür.