Nach der Entdeckung der grundsätzlichen Kombinierbarkeit schwammig-dissonanter Black-Metal-Raserei und wolkig-harmonischem Shoegaze-Rauschen ging ja erstmal gar nichts. Während Bands wie Deafheaven immerhin danach fragten, wie man den Stil weiterentwickeln könnte, blieben etliche Newcomer einfach darauf hängen, ließen Blastbeat um Blastbeat in sorgfältig geschichtete, möglichst unauffällige Klangwände prallen, immer wieder aufs Neue überwältigt von der Wucht, die sich daraus entfalten kann. Für das Publikum nutzte sich der Effekt hingegen schnell ab, gerade auf Platte. Und hier kommen wir zu “Jord”, dem Debüt der bereits seit längerem im Untergrund agierenden Møl. Zwar ist auch denen ein Faible für den kalkulierten Kollaps nicht abzusprechen, doch er ist nicht die Ultima Ratio eines auf Geschwätzigkeit basierenden Songwritings. Stattdessen setzt das dänische Quintett auf Konzentration, die wiederum mit einer Sensibilität für Details und Schattierungen einhergeht. Da öffnet sich mitten im forschen Riffing des aggressiven “Virga” eine zarte Gitarrenmelodie, ohne die Stimmung des Songs vollkommen auf links zu drehen, das hymnische “Bruma” wickelt die Band mit einem groovenden Schlagzeug ab, wechselt das genretypische Keifen zwischenzeitlich auch mal gegen Death-Metal-Growls aus und hält den Hörer zu Beginn des Openers “Storm” mit hallenden Twin Peaks-Gedächtnisgitarren hin, bevor infernalischer Lärm losbricht. Neu ist all das sicher nicht, aber spannend inszeniert.
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