Mit ihren ersten zwei Alben stellten sich Molchat Doma an die Spitze einer Szene von osteuropäischen Bands, die musikalisch an die sowjetische Rock- und Popmusik der 80er anknüpft. Das dritte Album “Monument” von 2020 ebnete ihnen den Weg zum US-Indie-Label Sacred Bones und erschloss den Belarussen auch Hörer:innen jenseits der eigenen Nische.
Seitdem erfuhren Molchat Doma nicht nur einen kommerziellen Popularitätsschub, sie waren auch massiven Veränderungen ausgesetzt, von denen der erzwungene Umzug aus der Minsker Heimat nach Los Angeles der gravierendste war. Diese Brüche spiegeln sich im Sound der Band wieder: Während das musikalische Grundgerüst weitgehend unverändert bleibt, findet sich die Vielfalt von “Belaya Polosa” (sinngemäß etwa “Silberstreif”) in den Details: “Ty Zhe Ne Znaesh Kto Ya” und “III” laden mit tiefem Bass, Retro-Synthieflächen und knochentrockenem Drumcomputer zum Raven ein, “Chernye Tsvety” hängt irgendwo zwischen Dreampop und synthetischem Funk Tagträumen nach und die instrumentale Interlude “Beznadezhnyy Waltz” sowie die düstere Single “Son” greifen Neo-Folk-Elemente auf.
Das Spiel mit den Stilen macht das Album einerseits vielfältig, führt aber auch dazu, dass manches skizzenhaft bleibt. Hier hätte “Belaya Polosa” mehr Fokus und Stringenz gutgetan.
Das steckt drin: Depeche Mode, Nürnberg, Ploho