Island mag Gastland des diesjährigen Eurosonic Festivals in Groningen gewesen sein, Momentum wurden nicht eingeladen, um ihr Land zu vertreten. Auch im Szenespecial der letzten VISIONS-Ausgabe hatten sie nichts zu suchen. Denn wie Frau Helm so treffend beschreibt, tun Islands Künstler gut daran, die zugkräftige Nummer mit Elfen und Trollen zu betonen, wenn sie international wahrgenommen werden wollen. Momentum ist das reichlich egal. Ihr Metal klingt nach Skandinavien, ihr Verständnis von Rock-Pathos hat etwas Englisches und ihr Sound orientiert sich an amerikanischen Vorbildern. Das Konzept hinter “The Freak Is Alive” basiert auf den Bildern ihres Sängers Holaf. So dadaistisch, kubistisch, comichaft und verzerrt seine Fratzen auf Leinwand erscheinen, so sprunghaft und vielschichtig versuchen sich Momentum musikalisch an ihnen abzuarbeiten. Das Disparate wird so zur Richtschnur, die Zerfahrenheit der Songs macht die Einordnung zusätzlich schwer. Dabei entsteht aber zumeist ein gutes Gefühl, denn dieser progressive Ansatz wirkt ein wenig wie das Prinzip von Mussorgskys Bilder einer Ausstellung, deren Fluss sich selbst erklärt, für jeden Rezipienten jedoch unterschiedliche Formen annehmen kann. “The Freak Is Alive” ist ein düsteres Stück musikalischer Impressionismus und ein ziemlich gutes Progressiv-Metal-Album. Mehr kann man an diesem Punkt der Entwicklung von Momentum sicherlich nicht erwarten. Aber das ist ja schon eine ganze Menge.