Mag sein, dass man die Songs mit der meisten Atmosphäre über das schreibt, was man erst noch erforschen muss, aber auf den Punkt kommt man immer noch Zuhause. Nach all den einsamen Flügen durchs All steuern Mono ihr Mutterschiff deshalb diesmal in fünf Akten in die Hölle und zurück, wo sie sich ganz offensichtlich super auskennen. So gutgelaunt wie mit “Death In Rebirth” brechen die Japaner sonst selten zu ihren Reisen auf. Der Beat schreitet forsch voran, und Taka Gotos Gitarre hält es vor lauter Vorfreude kaum im Zaum. So müssen sich Arktiswanderer fühlen, wenn sie nach langen Expeditionen endlich wieder in die Wärme der heimischen Zeltstadt einmarschieren und das letzte Stück dann laufen, weil irgendwo drinnen Feuer und Robbengulasch warten. Auch wenn Mono ihr “Requiem For Hell” nachträglich an Dantes “Göttliche Komödie” angelehnt haben, gab sich bisher keins ihr Alben so wenig epochal und stattdessen so greifbar. Den Ausflug durch die funkelnden Weiten gibt es nur knappe fünf Minuten lang mit “Stellar”, ansonsten spielt sich ihr neuntes Album im eher kleinen Kosmos aus Erde, drunter und drüber ab. Am besten versteht man das anhand des Herz- und Titelstücks, das seine Mitfahrer über fast 18 Minuten nicht verliert, sondern ihnen durch bodentiefe Doppelfenster zeigt, wie cool es in der Hölle sein kann. Eine klein kreisende Melodie aus Gezupfe und Glockenspiel führt ins Thema ein und lässt erst dann sanft los, wenn man sicher angeschnallt auf schichtenweise Gitarren Platz genommen hat. Dann geht plötzlich das Diskolicht an und Tamaki Kunishis Bass groovt seitlich rein. Wer hätte gedacht, dass man zu Mono mal die funky moves auspacken kann? Nichts auf der Welt gegen die shoegazigen Epen, aber wenn von allen Seiten die Flammen züngeln, braucht es eben vollen Körpereinsatz – auch wenn man sich nach einem halben Song schon wieder in die Kissen fallen lassen muss, um sich dann im Liegen der anderen Sorte Spaß zu widmen: verzerrtem Krach. Mono sind sprunghafter auf “Requiem For Hell”, sie ziehen alles nur solange durch, wie sie gerade Lust haben, deshalb blendet das der kleinen Tochter ihres amerikanischen Labelbetreibers gewidmete “Elys Heartbeat” die Unterwasser-Herztöne des Babys auch nur zu Beginn kurz ein, um ihr dann doch lieber ein klavierbetupftes Schlaflied zwischen Himmel und Fegefeuer zu bauen. Wenn die Band ihren Höllenritt dann in “The Last Scene” mit tragischen Streichern zögerlich bis widerwillig beendet, ist klar: Melancholie ist da, wo es nicht brennt.
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