Moonface
With Siinai: Heartbreaking Bravery
Text: Oliver Uschmann
Denn schattig ist es, wenn der Ich-Erzähler in “Headed For The Door” auf die Tür zu schleicht, hinter der Bedrohliches geschieht. Fast acht Minuten schiebt und windet sich die finstere Story. Krugs Keyboard spielt “Twin Peaks”-Flächen, das Schlagzeug stampft einen stoischen Takt, und Klanghölzer geben Akzente wie tropfende Wasserrohre im Keller. “If you think the road is dangerous/ Then of course it is/ You got to listen to the cautionary roar”. Krug singt Zeilen, die gibt es gar nicht. Schattenverse. Böser Humor. Dargeboten in einer ganz weit ausholenden Intonation, die einen unablässig an dramatische Popsänger erinnert. Edwyn Collins könnte so klingen, ließe er sich auf Musiker wie Siinai ein, die zu diesem Album den Leib der Stücke schrieben, den Krug schließlich mit seinem Gesang und seinen Keyboards so einkleidet, dass aus repetitivem Kraut klar definierte Gewächse werden. “Shitty City” erhebt sich aus “Yesterdays Fire” wie ein elektronischer Phoenix aus der Asche. Mike Oldfield trifft Sonic Youth, und sobald das Fahrt aufnimmt, schimpfen beide auf den Ort, den sie lieber hätten verlassen sollen. “Quickfire, I Tried” wuchtet sich sphärisch nach vorne und wird dabei so breit, dass man sogar an U2 denken muss. Das Schlussstück nimmt Rhythmus und Anmutung des Openers wieder auf, der über allem thront: “Heartbreaking Bravery” ist eine männliche Drama-Queen sondergleichen, auratisch und markant. Vorwerfen könnte man dem Album nur, dass es sich an einigen Stellen zu sehr dahinschleppt. Das will es aber auch.
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Organ Music Not Vibraphone Like I'd Hoped
VÖ: 05.08.2011