Was braucht die Welt, wenn sich menschliche Nähe kaum noch über Kontakte zu anderen herstellen lässt? Thurston Moore bietet eine Antwort: “Hashish”. Das erste Stück seines neuen Albums ist eine Hymne aufs Kraut, wobei, na ja, eine Hymne, wie der ehemalige musikalische Direktor von Sonic Youth sich das vorstellt. Das Stück läuft gut fünf Minuten und ist damit im Vergleich zu den anderen Songs auf “By The Fire” kurz. Moore macht, worauf er sich blendend versteht: Er singt eine banale Melodie, verziert sie mit strukturell anspruchsvollen Gitarren und baut am Ende ein paar Gitarrenteile auf, die 99,9 Prozent der Indierock-Gitarristen da draußen niemals in den Sinn gekommen wären. Wem das “Hashish”-Lied zu verkifft klingt, wird mit einigen anderen Songs der Platte glücklicher werden. “Cantaloupe” beginnt als Slo-Core-Stück, baut dann eine Lärmwand auf, die in dem Moment, in dem sie zusammenbricht, Raum für einen Part freigibt, der an den Sonic-Youth-Sound der späten 80ern erinnert. Noch zwingender ist “Dreamers Work”: Der stoische Beat verweist auf Moores Bewunderung für die deutschen Kraut-Pioniere Neu!, die Gitarren überlagern sich, bauen ein Feld der Dissonanz auf, bis auch dieses Stück kurz kollabiert und in einen verträumten Indiepop-Part mündet. Wie Thurston Moore und Band das alles konzipieren, arrangieren und aufführen, ohne dabei zu langweilen oder zu überdrehen, ist bemerkenswert.
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