Morning Boy
We Won't Crush
Text: Hauke Hackstein
Ein bisschen klingt We Wont Crush, als hätten Delphic einen Pop- und Disco-Kurs bei Daft Punk belegt und ihre Zackigkeit gegen Melodien eingetauscht. Nicht, dass die Frankfurter Morning Boy versuchen würden, eine oder beide dieser Referenzen stumpf zu kopieren. Sie kochen ihr eigenes Süppchen – so gut, wie das mit den vorhandenen Mitteln eben geht. Dabei haben sie ein vorzügliches Händchen an der Pfeffermühle, mit der sie den Einheitsbrei auf Schärfe würzen.
Meint: das Songkorsett nicht zu eng zu schnüren. Immer gerade dann, wenn einem der Four-to-the-Floor-Beat aus dem Effeff zum Hals heraushängt, zünden Morning Boy die Lachgaseinspritzung und lassen den betroffenen Song abheben. Mit einer viel zu lauten, dreckig verzerrten Gitarre oder mit einem Schlagzeugbreak und -beat. Immer so, dass der Song noch mal die Arme öffnet. Da hört man die alternative Schule, die Morning Boy in ihrer Jugend in den 90ern aufgeschnappt haben und jetzt zu Gunsten von adretter Tanzbarkeit unterbuttern.
Ganz ähnlich wie Bloc Party das mal konnten, bevor der Techno sie holte. Und apropos buttern: das tun Morning Boy mit allen Konsequenzen, ob nun Verzerrer oder (verboten käsigem) Vocoder. Und Konsequenz ist schon mal eine Sache, die sie vielen anderen deutschen Bands voraus haben. Und die Hits natürlich. Richtig nachhaltige Ohrwurmmelodien, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt – etwa in Every Whisper – bis man ihn gegen die Wand schlagen will. Vorteil oder Nachteil? Hängt von der Stimmung ab.