Morphine
The Night

Das Testament einer höchst eigenwilligen Band: Morphine entziehen sich abermals sämtlichen Kategorien.
Les Claypool legt jedem, der ihn nach seinen musikalischen Vorlieben fragt, Morphine wärmstens ans Herz, und das zurecht. Wenn Tom Waits aktuelle Musik hören würde, würde er sich bestimmt dieser Empfehlung anschließen – und Nick Cave sowieso. Obwohl diese drei Protagonisten natürlich nur klapprige Hilfsgerüste darstellen, um den Morphine’schen Sound zu beschreiben – als verbindende Parallele zwischen den genannten ist zumindest der Verweis auf schrankenlosen Freidenkergeist zu ziehen. Morphine haben sich im Laufe der Jahre eine eigene Nische gegraben, die wohl ‘Low Rock’ genannt werden will. Fast ganz ohne Gitarre, dafür mit stets präsentem Bass-Saxophon, sperrt sich die Band seit jeher gegen Moden und Zeitgeist, und auch der tragische Tod von Sänger/Bandkopf Mark Sandman, der letztes Jahr bei einem Festivalauftritt in Italien einen Herzinfarkt erlitt, wird der Band mit diesem ihrem letzten Album wohl keinen posthumen Popularitätsschub verschaffen. Äußerst träge und immer auf der Kippe zum jazzy Dämmerzustand grooven sich Morphine durch spartanisch arrangierte Songs, die viel Luft zum Sinnieren, Abschweifen und melancholisch-an-irgendwas-schönes-Zurückdenken lassen. Eine Platte für ganz besondere Stunden und Stimmungen.