Das ursprüngliche Cover zeigte eine verweste Leiche in einem Appartement. Der anonyme Tod in der Großstadt. Wir kennen die Klage. Das Bild wurde zensiert, was sicher auch eine Art Stolz hervorruft. Wir sagen die Wahrheit. Gnadenlos. Most Precious Blood kommen aus dem alten Hardcore, haben ein politisches Ethos, werben für den Vegetarismus, tragen das Straight-Edge-X auf dem Handrücken. Die unermüdliche Wucht der Musik ist hier Ausdruck letzter Konsequenz, stoisch verfochtener Werte. Rob Fuscos Geschrei flirrt immer kurz vor dem Hirnschlag, der metallische Hardcore vermischt klassischen Cro Mags- oder Sick Of It All-Sound mit den bekannten Breakdowns und Moshcore-Elementen; die Bedrohungsgitarre bei “Mad As The March Hare” könnte aus Biohazards Hoch-Zeit stammen. Nur selten gönnen sie dem Hörer etwas Melodie in Form eines Background-Chores oder einer Gitarrenlinie, Auflockerung kommt hier vor allem von ätherischem Störgeräusche- und Zitatengewaber, das Message und Dringlichkeit unterstreicht. Der Einstieg ist orchestral, eine kleine, stampfende “Carmina Burana” mit Nahezu-Hardrock-Riff, die eine Dramatik verspricht, die vom Songwriting nicht eingehalten werden kann. Aber was reden wir von Songs bei einer Musik, die auch nach dem Prinzip Track funktioniert, jeder Takt eine Bekräftigung, sein Leben für eine Sache zu opfern. “If you don’t live for something / You die for nothing”, brüllten Hatebreed und ließen inhaltlich eine Leerstelle. MPB können benennen, wofür sie kämpfen, doch der emotionale Mehrwert ist auch hier Zorn und Hass. So befreiend. So beengend. “I hate you with all of my heart”, schreit Fusco und meint damit nicht uns, sondern die Richtung, in die wir schauen, wenn wir mit ihm gemeinsam schreien.
weitere Platten
Our Lady Of Annihilation
VÖ: 20.10.2003