Deren feines Gespür für eingängige, aber niemals einfältige Songs von Format prägt auch O My Heart. Hirn und Herz der kanadischen Feingeister Mother Mother sind die Geschwister Ryan und Molly Guldemond, zudem kommt Keyboarderin Jasmin Parkin zu Wort. Dreistimmig weist das Quintett den Weg ans Licht hinter den Tunneln des Alltags. All my troubles on a burning pile/ All lit up and I start to smile – so einfach wie im bittersüßen Refrain von Burning Pile wird man seine Sorgen selten los. So einfach entsteht aber ein liebevoll verschrobener Popsong. Üppig instrumentiert und schlau arrangiert mit Streichern, Klimperklavier und Bläsern, die auch die letzte dunkle Wolke wegschieben. Bei allem Pop-Appeal klingen Mother Mother nur selten zu poliert, um Indie zu sein. Wisdom verfällt pünktlich zum Refrain in leichte Hysterie, der aufgedrehte Dreiminüter Hayloft klingt mit seinem eckig pushenden Beat wie eine motorische Herausforderung für den Indie-Dancefloor. Body begrüßt mit schrillen Streichern, ehe Mother Mother wortwörtlich ihre Körper verschenken. Augen, Ohren, Lunge: Wer will noch mal, wer braucht noch ein Körperteil, cause Ive grown old and tired of this body. Wer so souverän aufspielt, darf sich auch mal auf den Arm nehmen – oder ist der schon verjubelt? Das fischige Coverartwork passt zu O My Heart wie der Regenwurm auf den Angelhaken: Mother Mother drapieren die Hooks so unauffällig in ihren Songs wie ein Angler den Haken im Köder. Der Trick: Wer sich näher ranwagt, bleibt sicher hängen.