“Sunshine Rock”, “Sunny Love Song”, “Camp Sunshine”, “Western Sunset”. Okay, wir haben es verstanden: Dem ehemaligen Hüsker Dü– und Sugar-Mastermind geht es ziemlich gut. Laut des beiliegenden Infozettels erwähnt Bob Mould das Wort Sonne ganze 27 Mal in fünf Songs. Das könnte natürlich im Umkehrschluss heißen, dass sein neues Album eine absolute Katastrophe ist. Denn das Klischee von der geplagten Künstlerseele ist nicht umsonst so beliebt und wird viel zitiert, wenn es um große Kunst geht. Nur aus Schmerz kann Gutes, Wahres, Schönes entstehen und mit dem Tod von Hüsker-Dü-Kollege Grant Hart 2017 hätte Mould zumindest das Material dafür gehabt. Was aber hält er auf seinem 13. Quasi-Soloalbum dagegen? Zum einen die wie immer perfekt aufeinander eingespielte Rhythmusfraktion aus Schlagzeuger Jon Wurster und Bassist Jason Narducy. Zum anderen einen brutal positiven Vibe, der auf den Vorgängern höchstens vereinzelt zu spüren war und sich jetzt nicht nur in den Titeln der Songs niederschlägt. Das fängt schon mit dem Uptempo-Tamburin, den Synthies und den Bap-Ba-Backings aus dem Titelsong an, die sich dem crunchigen Sound von Moulds Gitarre mit gut gelauntem Swing entgegenstellen. “Sunny Love Song” hingegen spickt für seine Solomelodien und gezielte Streichereinsätze beim Klassenkameraden Superchunk und besingt auf unpeinliche Weise die Kraft der Liebe, während “Camp Sunshine” gut gelaunt wippenden Power Pop mit Zeilen wie “Greetings from the camp/ Where every day is fun/ The weather’s warm, everyone is cool” und akzentuierten Klavierakkorden unterfüttert. Dass auch in der rosigen Welt von “Sunshine Rock” ein Plätzchen für grummelige Melancholie frei ist, zeigt Mould im stellenweise an den unterkühlten Synthie-Indie der Editors erinnernden “Lost Faith” oder im punkigen “I Fought”. Hier lässt Mould sogar mal halb geschrienen Gesang von der Leine, den es von ihm so zuletzt bei Hüsker Dü zu hören gab. So kathartisch das für Mould auch gewesen sein mag: Das Hawaiihemd-Gefühl und das Dauergrinsen, die beim Großteil der Songs mindestens im Subtext mitschwingen, stehen ihm besser. Außerdem ist das vielleicht auch ein Signal an alle von Selbstzweifeln geplagten Künstler, die ihr Songwriting-Heil in trüben Gewässern suchen. Denn Mould zeigt auf “Sunshine Rock” galant, wie man auch aus guter Laune ein abwechslungsreiches Album zaubern kann.
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