Dabei haben die Amerikaner ja noch eine einigermaßen gute Entschuldigung für ihr Treiben, Stichwort volksmusikalischer Background und so. Trotzdem haben wir uns viel zu oft fragen müssen, ob der lauwarme Aufguss einer Country-Ballade nicht hätte warten können, bis man die 50 überschritten hat und für ein Publikum spielt, das ebenso schmerzfrei ist, wie der Künstler selbst. Einige der besten Alternative-Songwriter haben sich aber schon von ihrem Heimatland und dessen Kulturgut knechten lassen.
Allen voran Dave Grohl, zuletzt aber auch der immer zahmere Conor Oberst. Und selbst Ryan Adams, dem man derlei Pedal-Steel-Geweine lange Zeit noch mit Kusshand abnahm, ist letztlich auch ins Egale abgerutscht. Also jetzt eben die Briten, und nicht irgendwelche: Tim Rice-Oxley und Jesse Quin spielen normalerweise bei Keane, und die Idee zu einem gemeinsamen Country-Album kam ihnen spät nachts nach zuviel Whiskey. Na prost. Im Studio halfen Mitglieder von Mumford & Sons, The Killers und Noah And The Whale.
Und keiner von ihnen kann die schlimm glattpolierte Country-Breitseite des Albums zu irgendeiner Zeit aufbrechen. Stattdessen gibt es vor Eisenbahn-, Sonnenuntergang- und Bitte nicht wegreiten, weil ich dich doch so liebe-Klischees triefenden Texte, lahme Instrumentierung und flache Melodien – alles, was es so schon immer gab und wofür man eigentlich Amerikaner sein muss, um sich beim Zuhören nicht zu schämen. Die glauben doch nicht, dass man ihnen das abnimmt? Dann lieber zehnmal Ryan Adams Jacksonville City Nights am Stück hören und wirklich glauben, dass der nicht anders kann.