Der Kameramann hatte zwar nur eine einzige Kamera, aber das Vergnügen am Auftritt der Band schmälert das nicht im Geringsten. Mudhoney waren zur Zeit des Festivals erst seit wenigen Wochen die neue Band von Mark Arm, der zuvor gemeinsam mit den späteren Pearl Jam-Mitgliedern Jeff Ament und Stone Gossard bei Green River gespielt hatte. Nach der Veröffentlichung ihrer ersten Single “Touch Me I’m Sick”, den Aufnahmen zur EP “Superfuzz Bigmuff” und vor ihrer US-Tour mit Sonic Youth reisten Mudhoney nach Berlin, um im Rahmen der Independence Days aufzutreten – wenn man so will einer Frühversion der Popkomm, zu der sich Booker, Labels und Fans aus ganz Europa einfanden. Mudhoney als erster Vorbote der Grunge-Explosion werden dabei wenig euphorisch empfangen. Arms Bemerkung: We’re Mudhoney from Seattle wird vom Publikum mit Yankee go home gekontert, was der Band und ihrer Spielfreude allerdings wenig anhaben kann. So sind diese Aufnahmen nicht nur Zeitzeugnis aus der ungestümen Frühphase von Mudhoney, sondern auch Indiz dafür, dass Grunge 1988 außerhalb von Seattle noch nicht wahrgenommen wurde. Im Interview, das die DVD begleitet, rekapituliert Arm die Anfänge seiner Band und erinnert sich an die Weißbier-getränkten Nächte in Berlin; der schönste Moment der DVD kommt jedoch, wenn Schlagzeuger Dan Peters nach dem Konzert an den Bühnenrand tritt, um das Publikum zu fotografieren. Als seine Kamera streikt, zuckt er mit den Schultern und sagt lapidar: I ran out of film.
weitere Platten
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VÖ: 07.04.2023
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