Während der Vorgänger “Wilder Mind” (2015) die schmerzhafte U2-Werdung der einstigen Indie-Folk-Helden zumindest noch im Poprock abwickelte, geht dem neuen vierten Album gänzlich die Lebendigkeit irdischen Musiker-Handschweißes ab: “Delta” ist eine synthetische Pop-Sehnsüchtelei in Blockbuster-Größe, ein Triumph elektronisch blubbernden RnB-Pop-Gefühlsdesigns. Alles klingt wie in fluffige digitale Watte verpackt und so gefällig entrückt, dass nur noch Marcus Mumfords unverkennbare Stimme darauf hindeutet, dass an diesen leblosen, austauschbaren Songhüllen Menschen beteiligt gewesen sein müssen. Die zartschmelzende Folk-Einsamkeit des frühen Bon Iver, aber mit dem polierten Formatradio-Bums von U2 und dem Streicher- und Klavier-Pomp von Adele – so muss es geplant gewesen sein. Schließlich sind die Songs einerseits so besoffen von ihrer Gefühligkeit und ihrem eingebildeten inneren Feuer, dass schon der Opener “42” wie ein stürmisches Albumfinale ausklingt. Gleichzeitig will “Delta” aber ein leises Album sein, das reibungsfrei aus dem Autowerbespot und an kalten Wintertagen sanft unter die Daunendecke dringt. Mit waberndem Schlafzimmer-RnB in “Picture You”, Vocoder-Gospel in “Forever”, softem Synthie-Groove in “Rose Of Sharon” und einem ziemlich dünnen, zu Synthie-Pop mutierten Akustikgitarren-Alibi von einer Selbstkopie namens “Guiding Light”. Bei den vergleichbar abgewirtschafteten Coldplay kriegt man Pop inspirierter, vorwärtsgewandter. Das sagt dem Rock-Fan schon alles, was er über “Delta” wissen muss.