Murder By Death
Red Of Tooth And Claw
Text: Carsten Schumacher
“Rootsy Escapism, wurde der Murder By Death-Stil von der amerikanischen Presse schon genannt. Diese vermeintlich tief aus der wilden Vergangenheit ihres Landes tönende Stimmung, dieses Raubeinige, das mit der Jetztzeit überhaupt nicht in Kontakt zu stehen scheint. Und tatsächlich rutschen sie immer tiefer in ihre Western-Stiefel und in das, was die Genre-Ziseleure mit dem abgespreizten kleinen Finger gern als Americana Noir betiteln. “I’ve Got The Taste In My Mouth/ I’ve Got A Hunger In My Gut/ my skin has turned to leather/my hair is banded rope, so kommen Adam Turla und die anderen gleich zu Beginn der Platte nach Hause. Der Sänger Turla müht sich dabei redlich um eine Nähe zur tieferen Stimmlage Johnny Cash und deren Fähigkeit, den Erzählungen der Songs etwas Verwunschenes zu geben. Und wo “In Boca Al Lupo” noch ein musikalisches Auf und Ab unter dem textlichen Dach von Dantes “Göttlicher Komödie” darstellte, wirkt “Red Of Tooth And Claw” nun vom Charakter der Songs homogener. Das mag vielleicht an Produzentin Trina Shoemaker liegen, die für ihre Arbeit mit Sheryl Crow bereits Grammys gewann und auch schon für QOTSA und Iggy Pop gearbeitet hat (beim Vorgänger war es noch J Robbins von Jawbox gewesen). Unter ihrer Regie wirken Murder By Death zwar keinesfalls weichgespült, haben aber genau das Album aus einem Guss hinbekommen, das sie sich nach “Lupo” gewünscht haben. Mit gewohnt urwüchsigem Vokabular gehen sie von ihrem Dark Horse Studio in Tennessee wieder auf die Reise und erzählen eine Art Odyssee durch die zeitlosen Mythen des staubigen Westens. “Die richtige Energie in unseren Songs kommt von Dingen wie sexueller Spannung, Mord, Trinken und so ziemlich jeden anderen Schmutz, den man so zwischen den Zeilen findet”, hat Turla das Konzept auf den Punkt gebracht. Themen, die eigentlich Nick Cave für sich gepachtet sah und die ein Cave sicher auch feiner zu modellieren weiß, die bei Murder By Death aber besser auf die Melodien abgestimmt sind. Und so nimmt die Reise durch das verwunschene Land ihren Weg vorbei an der grandiosen Single “Fuego!” (dessen Refrain wie von Glenn Danzig geschrieben scheint), vorbei am bombastischen “Theme (For Ennio Morricone)” und gipfelt im furiosen “Springbreak 1899”. Keine Piratensongs diesmal, dafür eine kräftig rauchende Tour durch den Wilden Westen mit vielen brandneuen Klassikern.
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