Es ist schon erstaunlich: Schätzungsweise jede dritte Rap-Platte, die wir in den letzten Monaten im Rahmen dieses Magazins für besonders und damit auch für einen Rockhörer empfehlenswert hielten, stammt vom wohl zwingendsten HipHop-Label ‘Definitive Jux’. Sie verstehen den kreativen, progressiven und zugleich tief den traditionellen HipHop-Wurzeln verpflichteten Sound des Moments wie niemand sonst. Das klassische MC/DJ-Gespann Murs und 9th Wonder, zuvor schon jeweils allein seit Jahren aktiv, macht da keine Ausnahme. Sie reduzieren den HipHop wieder auf das, was ihn Anfang, Mitte der 90er auszeichnete: trockene, zeitlose, angenehm angekratzte Beats, ein vorsichtig arrangiertes Loopbett, das mal soulful und deep, dann wieder kantig und nackt vor sich hin pumpt, und ein MC, der sein Handwerk vollkommen durchdrungen hat. Eine angenehme, deutliche und Aufmerksamkeit heischende Stimme, ein sehr relaxter und doch rhythmischer Fluss der Sprache und Reime, die aus dem Mund kullern wie Murmeln auf der Riesenrutsche. Und wieder einmal stellt man fest, was Duos wie Gang Starr, Pete Rock & C.L. Smooth oder Eric B. & Rakim einst belegten: Es braucht nicht viel, um begeisternden HipHop zu zelebrieren. Im Gegenteil: Erst die Reduktion macht ihn so zwingend.