Eigentlich sollten auf den Vorgänger “Drones” nur noch Singles anstelle eines Albums folgen. “Simulation Theory” versucht beidem gerecht zu werden. Es befinden sich fast ausschließlich potenzielle Auskopplungen darauf, keine davon geeignet, den “Showbiz”-Fan zu ködern, alle dafür gemacht, das Formatradio zu unterwandern und auf links zu ziehen. So spielt das Trio im Video zu “Pressure” mit Referenzen zum 80er-Kultfilm “Zurück in die Zukunft” – ein Credo für die ganze Platte. Der Glitzer des Popjahrzehnts schießt durch Transmitter in die Gegenwart und mündet in einer digitalen Reizüberflutung mit Catchiness-Faktor. “Algorithm” streut maschinelle Wucht, Synthesizer und Streicher, wo lediglich Bellamys Piano-Arpeggio ein halbwegs natürliches Signal in die technologisierte Kriegserklärung wirft. This means war with your creator. Muse nehmen hier eine Soundästhetik vorweg, die das Trio als Blade Runner aufstellt, um die Gitarren als mächtigstes Instrument der Rockmusik bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen. Der Trumpf von “Simulation Theory” ist am Ende die Eingängigkeit der Melodien, die aus einem synthetischen Dickicht herausragen, was zweifellos Geschmacksache ist. Unstrittig bleibt die Eigenständigkeit der Briten, die sich auch 2018 maßgeblich in Bellamys Stimme, einer stilprägenden Exzentrik und dem Mut äußert, es ein Stück weiter zu treiben als der Rest – selbst auf die Gefahr hin, Rockfans für immer zu verprellen.
weitere Platten
Will Of The People
VÖ: 26.08.2022
Drones
VÖ: 05.06.2015
The 2nd Law
VÖ: 28.09.2012
The Resistance
VÖ: 11.09.2009
Black Holes And Revelations
VÖ: 30.06.2006
Absolution
VÖ: 22.09.2003
Hullaballoo
VÖ: 01.07.2002
Origin Of Symmetry
VÖ: 17.07.2001
Showbiz
VÖ: 07.09.1999