Schlag auf Schlag, wie ein Joystick im Dauerfeuermodus, knallen einem Mutoid Man die Songs ihres Debütalbums “Bleeder” um die Ohren. Das ist wie “Space Invaders” in 100-facher Geschwindigkeit, wie “Guitar Hero” auf höchster Schwierigkeitsstufe oder “Duke Nukem” auf Speed. Dabei verfügt das Trio bestehend aus Ben Koller, Schlagzeuger bei Converge und All Pigs Must Die, Steve Brodsky, Gitarrist von Cave In, und dem bislang eher unbekannten Bassisten Nick Cageao über so hohe technische Fähigkeiten, dass jede dieser kleinen Thrash- und Speed-Attacken vertrackter daher kommt als viele Progrock-Epen, die für die gleiche Zahl an unterschiedlichen Parts mehr als sieben Minuten brauchen würden. Am besten bringen Mutoid Man ihren meisterhaften Irrsinn in dem weniger als zwei Minuten langen Surveillance auf den Punkt. Wenn man denkt, noch schneller ginge nicht, ziehen die drei noch einmal und noch einmal und noch einmal das Tempo an, bis man Herzrasen bekommt. Oder sie verschieben den Takt ein weiteres Mal um die Ecke wie in “Sweet Ivy”. Richtig perfide wird das Ganze aber dadurch, dass Brodsky zu den gnadenlos riffenden Songblitzen Melodien findet, die auch den Queens Of The Stone Age gut zu Gesicht stehen würden. Sei es im Opener “Bridgeburner”, sei es in “Reptilian Soul”, “1000 Mile Stare” oder “Dead Dreams” – fast jeder Song auf “Bleeder” verfügt über absolutes Hitpotential, ist aber so schnell vorbei, dass man kaum Gelegenheit bekommt, sich kopfschüttelnd zu fragen, ob man das jetzt gerade wirklich gehört hat – rast doch schon der nächste Schnellzug mit Ohrwurm-Melodie auf einen zu. Vielleicht sollte man für Mutoid Man – Pep Guardiola paraphrasierend – von der Super-Super-Group sprechen. Denn die Spielfreude, mit der Koller, Brodsky und Cageao durch die Genres hechten, mal knietief im Sludge Metal waten, dann wieder klassischen NWOBHM-Metal einem Speedtest unterziehen oder vertrackten Hardcore gegen prasselnde Blast-Beats antreten lassen, sprüht einem förmlich entgegen. Das gilt auch für das abschließende “Bleeder”, in dem das Trio mal kurz das Tempo drosselt und zumindest zeitweise den Verzerrer raus dreht, um sich zu einer letzten, grollend-verzweifelten Ballade mit Feedback-Schleifen aufzuschwingen, die Muse genauso alt aussehen lässt wie Torche. Wahnsinn, und am besten gleich nochmal von vorne und sich kopfüber von der Brücke stürzen, die Mutoid Man in “Bridgeburner” wieder anzünden werden.