Man sollte Allstar-Bands nicht konstant auf die musikalische Schnittmenge der sonstigen Projekte der einzelnen Mitglieder reduzieren. Mutoid Man machen es einem mit ihrer zweiten Platte aber erneut schwer, das nicht zu tun. Denn chaotisches Geballer im Stil von Converge, Schlagzeuger Ben Kollers Hauptband, als auch melodieseliger Alternative, wie ihn Stephen Brodskys alte Band Cave In in ihrer Spätphase spielen, sind immer noch zwei der Hauptsäulen im Sound des nicht nur humoristisch, sondern auch musikalisch enorm versierten Trios. Die dritte ist auch auf “War Moans” Thrash Metal. Der schlägt sich sowohl in den aus den Boxen quietschenden Riffs nieder als auch im mal sumpfig-bedrohlich schlurfenden, mal in Doubletime an Nick Cageaos Bollerbass und Brodskys melodieverliebter High-Gain-Gitarrenarbeit entlangrasenden Schlagzeugspiel Kollers.
Diese Kombination treibt bereits den Opener “Melt Your Mind” an, der durch einen von Cageao eingedroschenen Sechzehntel-Basslauf-Trümmer mit passender Schlagzeugbegleitung nach vorne geschoben wird und die gesanglichen Fähigkeiten Brodskys früh ins Rampenlicht stellt. Denn auch beim Gesang haben Mutoid Man die Stellschrauben ein wenig gelockert und geben ihrem Frontmann mehr Raum für Pop-Harmonien und lüsternes Crooning. Das setzt sich zu gleichen Teilen aus souligem Schmelz und bauchigem Alternative zusammen – geschrieen wird auf “War Moans” nur noch zur Akzentuierung. Das passt vor allem vor dem Hintergrund, dass das Alternative-Thrash-Trio die Liebe in schillernden Farben zum Oberthema seiner neuen Platte gemacht hat. Egal ob in “Kiss Of Death”, dem düster groovenden “Date With The Devil”, “Micro Aggression” oder im schaurig-schönen “Wreck And Survive”: “War Moans” ist nicht nur Training für die Nacken- sondern auch für die Herzmuskulatur. “Wreck And Survive” entpuppt sich nicht zuletzt wegen des großartigen Features von Chelsea Wolfe, der Lana Del Rey des Doomfolk, als absolutes Highlight der Platte. Damit beweisen Mutoid Man, dass ihnen nicht nur abgehackte Midtempo-Takthüpfereien und kompromisslose Thrash-Raserei liegen, sondern sie sich auch mal mit ätherischen Klangflächen und der Gitarre in der Rolle als Tüpfelchen auf dem Sound-I statt des üblichen Bulldozer-Einsatzes zufrieden geben können.
So ist es gerade der Kontrast zwischen Track gewordenen Achterbahnfahrten wie dem mit wirr herumorgelnden Synthies spielenden “Headrush” und Stücken wie “Afterlife”, bei denen die Band den Fuß vom Gaspedal nimmt, der “War Moans” so abwechlungsreich und einprägsam macht. Damit dürfen sich Mutoid Man vermutlich die Auszeichung als potenzielle neue Konsens-Band für Fans harter, aber anspruchsvoller Gitarrenmusik ans Revers heften. Denn so geschickt und spannend verquirlt derzeit keine andere Band halsbrecherische Metal-Eskapaden, Punk-Attitüde und lasziven Alternative-Schwung.