Ist ja auch klar. Mit der zweiten Platte kommt in der Regel die Entscheidung: Aufguss, Stilwille oder Neue Ufer. Die Mystery Jets spüren den Atem der englischen Presse im Nacken, die keine Geduld hat mit den Wankelmütigen, und wählen alles auf einmal. “Twenty One” suggeriert Volljährigkeit, aber die zwölf Songs lassen eher an Blackjack denken. Und vorsichtige Einsätze. Wo das Debüt der Jets opulent-verschroben und immer ein bisschen unmodern daherkam, schmust sich die Neue relativ ungeniert an die Laufkundschaft an, die ein schnelles Hoch wünscht. Den Job erledigen hier betont naive Liebeslieder wie “Two Doors Down” oder “Young Love”, die man sich ohne Weiteres auch im Werbefernsehen vorstellen könnte, ohne sie dort wirklich zu vermissen. Genau das ist das Problem mit der unaufgeforderten Hinwendung in Richtung Mainstream. Nichts gegen Mitsing-Frohsinn aus dem Radio, aber das wirkt genau wie die cleveren 80er-Sprenkel und der aufgeräumte Sound diesmal zu berechnend und auf LP-Länge sogar kühl und ungeschlossen. Songs schreiben können die Mystery Jets zwar immer noch, aber sie haben ohne Not ein Stück Identität aufgegeben, das man im Einerlei des rasant rotierenden Konsumkarussells eventuell noch brauchen könnte. So könnte unter Umständen der Vorabend der Erfolglosigkeit klingen.
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