Nachtmystium
Addicts: Black Meddle Pt. II
Text: Arne Jamelle
Dabei klingt der furiose Opener High On Hate noch ordentlich nach Schminke, Leder und Patronengurt. Wenn jedoch im anschließenden Nightfall ein Engelschor den Refrain intoniert und kurz darauf mit No Funeral die Stiefel gegen Tanzschuhe getauscht werden, endet für Puristen der unheilige Kreuzzug in der Sackgasse. Bis auf die raue Produktion, den heiseren Gesang des Hünen Blake Judd und die vereinzelt eingestreuten Blastbeats hat Addicts, dieses drogengeschwängerte Wagnis, mit den Anfangstagen der Band nichts mehr gemein. Nachtmystium präsentieren sich hier von ihrer experimentellsten Seite. Its a satanic drug thing … you wouldnt understand, hieß es im Booklet von Monster Magnets Spine Of God, und dieses Motto gilt auch hier. No Funeral ist der Song, an dem sich Nachtmystium-Fans der ersten Stunde am ehesten stoßen werden: Die einlullende Synthie-Melodie in Kombination mit einer elektronisch verstärkten Snare schrammt nur knapp an Wave-Gothic-Kitsch vorbei. In Blood Trance Fusion, einem der interessantesten Songs auf Addicts, gibt es einen kurzen Crustpunk-Ausbruch, eine Parallele zu neueren Darkthrone-Veröffentlichungen. Ruined Life Continuum vereint schließlich verträumten Dance-Pop, Bombast-Refrain, Gekeife und Psychedelic Rock. Addicts ist darüber hinaus ein Grower, einige subtile Melodien kommen erst nach mehreren Durchläufen an. Nachtmystium sind nicht länger eine Kopie norwegischer Genre-Kultbands aus den frühen 90ern, sondern haben sich mit ihrer Black Meddle-Serie emanzipiert.
weitere Platten
Resilient
VÖ: 30.11.2018
The World We Left Behind
VÖ: 01.08.2014
Silencing Machine
VÖ: 27.07.2012
Retox: Remixes And Rarities
VÖ: 01.01.1900