“12th House Rock” fühlt sich an wie damals, als sich der Mensch, dessen Nacken man vor dem Gesicht hatte, die Haare weder gewaschen noch gekämmt hatte und einem alles zusammen mit schalem Bier und kaltem Rauch vor die Nase wehte. Narrow Head aus Texas spielen die Art von ausschweifendem, heavy Grunge, den jeder schon viel zu oft gehört hat und von dem es trotzdem nie genug geben kann. So wütend und voller Teenage Angst wie Silverchair ganz zu Anfang und gleichzeitig so melodieverliebt und sanft wie Title Fight zu ihren besten Zeiten. Das Shoegaze-Etikett, das der Band zu Beginn anhaftete, hat sich mit dem zweiten Album größtenteils verloren; geschwebt wird auf “12th House Rock” kaum. Stattdessen surft Jacob Duarte über nölige Gitarrenwellen, duckt sich unter besonders tiefliegenden Basslinien hinweg, suhlt sich in heruntergedrehtem Indierock und findet sich aller düsteren Gedanken zum Trotz immer wieder in nur mittelschweren Emo-Momenten wieder. Selbst Stücken wie dem absichtlich heftigen “Hard To Swallow”, in dem Duarte zum Refrain mit den Gitarren um die Wette schreit, liegt bei aller Weltmüdigkeit noch Hoffnung inne. Und wer bis zur achteinhalb Minuten langen Zugabe “Evangeline Dream” stehenbleibt, kann zum psychedelischen Genudel selbst die Haare und die Fingerspitzen schütteln und so tun, als würden drumherum 299 andere Menschen dasselbe tun.
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