Seit 2003 haben sich Jari Altermatt und seine wechselnden Weggefährten von ungestümen Grunge-Eigenbrötlern (“Frozen Souls”) über düsteren Noise mit Blick auf The Jesus Lizard (“Neo Noir”) zu raumverliebten Songwriter-Minimalisten mit Orgel entwickelt. Natürlich hatten Navel schon früher eine Vorstellungen davon, wie sie klingen wollen, sie waren aber nie so detailliert wie heute. Altermatt steckte vergangenen Sommer so tief in der Produktion, dass er monatelang kein Sonnenlicht abbekommen hat – die Songs auf “Loverboy” dafür umso mehr: “Cold Blood” ist ein Americana-Traditional, das in ein Psychedelic-Ende läuft, “Loverboy” ist der Hit, der Navel vor 40 Jahren reich gemacht hätte. “Loverboy” ist eine unzeitgemäße Platte, und sie versinkt zwischendurch in Selbstgefälligkeit, wenn Navel Songs wie “I Bury My Luck In This Town” direkt vom Schaukelstuhl in die Tapemaschine spielen. Trotzdem: Gerade wenn man sich von der Kassettenrekorder-Stimme in “Hollow Sky” benebeln lässt, bricht das Schlagzeug auseinander, die Fuzzgitarren stolpern die Treppe runter und Altermatt benutzt verschiedene Versionen (distanziert, euphorisch, erregt, egal) der Noiserock-Coolness-Garantie-Vokabel alright so oft, dass seine Band am Ende doch als Gewinner dasteht. Im anschließenden “Love Her” schüttet er seinen Scotch übers Klavier und wirft die Flasche hinterher. Der Song gerät zum Jive, der Lust aufs Altwerden in einem Provinzkaff im mittleren Western der USA macht. Wer nicht so lange warten kann, verlässt sich einfach auf Navels Gespür für Song und Sound.