Neànder
III
Text: Tobias Tißen | Erschienen in: VISIONS Nr. 380
Kaum ein sprachliches Bild in Plattenkritiken ist so abgegriffen wie das der Reise, auf die einen Bands mit ihrer Musik mitnehmen. Doch so totgeritten sie auch ist, beim dritten Album der Instrumental-Metaller Neànder ist die Reise-Metapher unumschiffbar. Hat die Band sie doch selbst zum Konzept erhoben: „Unsere Songs sind wie Vehikel, die uns an neue Orte bringen“, erklärt Gitarrist Michael Zolkiewicz.
Ein Zitat aus Jack Kerouacs Beatnik-Bibel “On The Road” eröffnet das Video zur ersten Single, das dumpfe Zuknallen einer Autotür und das leise Dröhnen eines startenden Motors bilden das Intro “Hiatus”. Deutlicher geht es kaum. Musikalisch ist “III” weitaus weniger fassbar als das zugrundeliegende Konzept. An jeder Wegbiegung lauert Unerwartetes.
“Ultra” beginnt etwa mit einem zerbrechlichen Piano, bevor eine Welle aus wuchtigen Riffs und Drum-Donner darüber bricht. In “Krater” kontrastieren sehnsüchtige Geigen harte Gitarren und Schlagzeug. Die akustische Gitarre in “Achse” sorgt für eine kurze Rast vor dem doomigen Prog-Metal von “Staub”. “Schwarzer Sand” klingt, als hätte Ennio Morricone den Soundtrack für eine Space-Opera komponiert, und der Closer “Meteor 7” erinnert an die Vielschichtigkeit von “Shine On You Crazy Diamond”, bis Black-Sabbath-Retro-Riffs das Ruder übernehmen. Aufnahmen von Wind und Wellen machen die Klangreise endgültig spürbar. “III” ist kein Album für Nebenbei, sondern eine Erfahrung.
Das steckt drin: Godspeed You! Black Emperor, Mogwai, Russian Circles
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