Zugegeben, textlich ist es nicht schwer, diese Klippe zu umschiffen. Anlässe für angepisste Texte über Schönheitsideale, die Klimakrise oder Sexismus gibt es zuhauf. Die zischt Sängerin Jenny Angelillo mal durch zusammengebissene Zähne, mal beschwört sie Poly Styrene herauf oder wie in “Harvey Weinstein (Is A Symptom)” Shawna Potter von War On Women und mal wird es sogar ein bisschen poppig. Vor allem letzteres passt zur luftigen Produktion der Platte, der es dafür an manchen Stellen an Druck und Wucht fehlt – selbst für den sonnigen Calipunk der Band. Der strahlt besonders warm auf Songs wie “Transitional Housing” mit seinem Doppelgesang im Chorus, dem rock’n’rolligen Gitarrensolo und seiner pumpenden Drei-Akkorde-Melodie. Das ist im besten Wortsinn klassisch, obwohl die Band auch modernere oder, sagen wir, weniger punkige Anklänge wie im düsteren “Migraines” verarbeitet. Aber trotz dieses Ausreißers, trotz der Hardcore-Schlenker bleiben Neighborhood Brats im Kern eine wendige Pop-Punk-Band, die die meist mit hohen Erwartungen verknüpfte dritte Platte mit viel Rotz und Selbstvertrauen über den Berg bringt. Hätte es die Band schon zu den Hochzeiten von Lookout Records gegeben, sie hätten sich die Pole-Position auf dem Label-Sampler redlich verdient.
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