Es gab nie wirklich einen ersten Teil der “Chrome Dreams”. Aufgenommen hat ihn Neil Young vor rund dreißig Jahren wohl schon. Aber die Bänder hielt er zurück, bis sie verschollen gingen und einige der Ideen zu Höhepunkten seiner anderen Platten wurden. Insofern ist der Albumtitel seines Neuwerks eine Art Insiderwitz. Mit 62 Jahren kann man sich das erlauben. Ja, so lange ist Neil Young schon auf dieser Welt. Er spielte bei Woodstock, experimentierte früh und wild mit Synthesizern, prägte den Grunge, und es ist ermutigend, welche Genügsamkeit und beneidenswerte Naivität dieser Mann heute ausstrahlt. Sei es nun bei Balladen wie “Shining Light” oder kratzigen Nummern wie “Dirty Old Man” – er braucht nicht viel. Songidee da, Stecker rein, einspielen mit Vertrauten ohne großen Plan und Produktion, weil der Sound eh ist, wie er ist, die Kernzeile als Titel genommen und gut. Noch etwas lernen wir: Geduld. “Ordinary People” dauert 18 Minuten, weil es eben 18 Minuten dauert. Und mit jedem Wort und jedem Ton atmet diese aus der Hüfte geschüttelte Bluesrock-Aufnahme samt kraftvollen Bläsersätzen stärker. Hits oder Eckpunkte hat diese Platte nicht. Aber langweilig oder gar altbacken ist sie auch nicht. Sie ist einfach, natürlich, klassisch – erstrebenswert.
weitere Platten
Before And After
VÖ: 08.12.2023
Chrome Dreams
VÖ: 11.08.2023
Homegrown
VÖ: 19.06.2020
Hitchhiker
VÖ: 08.09.2017
Peace Trail
VÖ: 02.12.2016
Storytone
VÖ: 31.10.2014
A Letter Home
VÖ: 23.05.2014
Le Noise
VÖ: 24.09.2010
Fork In The Road
VÖ: 03.04.2009
Living With War
VÖ: 12.05.2006
Prairie Wind
VÖ: 30.09.2005
Are You Passionate?
VÖ: 09.04.2002