Und jetzt kommt’s: ein Doppelalbum. Mit neun Stücken. Das längste dauert fast eine halbe Stunde. Geil, der Typ. Falls auch Passion Pit vorhatten, eine Platte mit dem Titel “Psychedelic Pill” rauszubringen: die Chance ist vertan. Und Neil Young verschenkt nichts: Auf dem Cover ist die Pille abgedruckt, dazu das Wort “Psychedelic” reich verziert und mehrmals gespiegelt. Keine Frage, der Schamane hat die Medizin zur Bewusstseinserweiterung in der Tasche. Doch leider, es ist nur Rock’n’Roll. Aber mögen wir ihn? Mal halblang. “Driftin’ Back” ist der besagte längste Song, länger als eine “Simpsons”-Folge. Young ist vom Start weg ganz er selbst. Süß klingen die Harmonien zur Akustikgitarre: “Hey, now now, hey now now/ I’m driftin’ back.” Auftritt Crazy Horse – und es beginnt das, was man Rockmusik nennen darf. Young reflektiert über seine jüngst erschienene Autobiografie und widmet sich seinem persönlichen Kriegszug gegen digitale Musik: “Don’t want my MP3” – da fühlt man sich als Musikjournalist ziemlich belämmert, weil man dieses Album nur als Stream aus dem Netz geliefert bekommt. Nach dem schrecklichen Titelstück geht es für 17 Minuten ins “Ramada Inn” – und wenn nach zwei Minuten die alten Herren von Crazy Horse den Refrain dieses Lieds über eine problematische Liebe anstimmen, springt selbst im kühlsten Zimmer die Heizung an. Immer wieder interessant: Wenn sich die Band minutenlang instrumental durch die Songs spielt, hört man wie so oft bei Young & Crazy Horse ein Dutzend Tocotronic-Songs raus. Wer weiß schon, ob das kitschige “For The Love Of Man” nicht sogar das Credo der neuen Tocotronic-Platte vorwegnimmt?
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