Eine verzerrte Gitarre, gespielt, als handele es sich um eine akustische. Dazu eine Stimme, die Höhen erklimmt, die sie sich eigentlich gar nicht zutrauen sollte. “Drüben auf dem Hügel”, sang von Lowtzow, “Someone’s gonna rescue you”, weiß Neil Young: Es liegen Jahre und Meilen zwischen ihm und Tocotronic, doch hier berühren sich die Universen, und das ist ein tröstlicher Moment, weil er belegt, dass Rock’n’Roll eben doch eine große Geschichte ist und kein postmodernes Patchwork. Problem ist nur: Während Tocotronic damals ihr Debüt aus der Hüfte schossen, ist dieses neue Album von Young teuer bezahlt. U2-Hausproduzent Daniel Lanois übernahm die Verantwortung im Studio, und Young hat den Einfluss des Klangkünstlers durch ein lauwarmes Wortspiel sogar im Titel der Platte gewürdigt. Lanois’ Job war nicht sonderlich schwer, denn Le Noise ist eine Neil-Young-Soloshow: seine Stimme, seine Gitarre, ein paar Effekte – und zwar auch auf der Stimme, was manchmal klingt, als probiere eine Kellerband im Proberaum aus, was es mit diesem wundersamen Psychedelic Rock aus den späten 60ern auf sich hat. Andere Lieder bleiben akustisch und gezupft, wobei Young im überlangen “Peaceful Valley Boulevard” in einer Art und Weise über Eisbären auf schmelzenden Schollen und feige Politiker singt, wie man es sich bei einem Mann vorstellt, dessen Auto mehr Energie erzeugt als verbraucht. Um es kurz zu machen: Keiner dieser Songs besitzt die Magie oder Intensität der großen Alben von Young. Konnte man auch nicht erwarten, sagen die Pflichtverteidiger. Warum eigentlich nicht?
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