Das lässt sich grob so sagen, denn so gut sich ihre Musik gleichermaßen bei volltätowierten Raufbolden und bebrillten Prog-Strebern machen wird – in Worte fassen lässt sich das experimentelle Metal-Wirrwarr der vier Italiener nur bedingt. Dabei wäre alles so einfach gewesen, hätte die Band ihren alten Namen Murder Therapy beibehalten, und an dem Punkt weitergemacht, wo das Debüt “Symmetry Of Delirium” 2009 aufhörte: mit vorwärtsgewandtem wie skrupellosem Death Metal. Dann allerdings, nachdem die “Molochian” EP 2010 bereits erahnen ließ, wohin sich die Band bewegen könnte, verließ Sänger Riccardo Meschiari sang und klanglos seinen Posten und ermöglichte es der Band, unter dem Namen Nero Di Marte weiter zu arbeiten. Ein entscheidender Schritt, schließlich klingt der jetzige Sänger und Gitarrist Sean Worrell bei weitem nicht so growlig wie sein Vorgänger. Was nicht bedeutet, dass die sechs Songs des selbstbetitelten Albums weniger zupacken: Schon das eröffnende “Convergence” knallt einem innerhalb von sechseinhalb Minuten zerklüftete Schlagzeugrhythmen und Gitarren um die Ohren, die nervöser wirken, als Anette Schavan vor ihrer nächsten Fahrt nach Düsseldorf. Das titelgebende Zwölf-Minuten-Epos “Nero Di Marte” schafft es dann sogar zwischen Prog-, schonungslosem Death- und atmosphärischen Sludge-Metal-Passagen zu wechseln, ohne jemals kopflos zu wirken. Das ist dann auch der größte Verdienst der Band: stete Kontrolle über das unheilträchtige Chaos zu bewahren.