Die Nachfolgeband von Ton Steine Scherben jammert und lässt schmerzlich das Original vermissen.
Es fällt schwer, sich der “Rebellendisko” unbefangen zu nähern, denn schon die ersten Klänge des Openers “Schritt für Schritt ins Paradies” führen dem Hörer den direkten Vergleich zwischen Alt und Neu vor Augen: die 1972er Version wirkt frisch und modern, beim Neuaufguss jedoch wird rotziger Idealismus durch falsches Pathos ersetzt. Musikalisch grüßen Peter Maffay und die Band vom Stadtfest. Die politisch links gerichtete Attitüde, die in den Texten vertreten wird, verliert sich in Plattheiten und lässt jegliche Smartness vermissen; “Widerstand” drückt exemplarisch die trauernde Wehmut der 68er Generation aus, und erklärt einem eigentlich nicht vielmehr, als dass früher, “als der Geist der Kommune” die alternative Szene einte, alles viel besser gewesen ist. Das ist weder innovativ noch erkenntnisreich, sondern verdammt konservativ. “Deutschland Deutschland” spielt auf Von Fallersleben “Lied der Deutschen” an, lässt hier ein wenig Celan (“Dein goldenes Haar”), dort ein wenig Heine (“Denk ich an Dich in der Nacht”) einfließen – doch zu welchem Zweck? Nach fünf Minuten musikalischer Grausamkeit sind wir um die Erkenntnis reicher, dass unser Vaterland, “das Land der Dichter und Denker”, kein einfaches ist und “ein gespaltenes Herz” besitzt. Ach nee.