Die Geschichte von New End Original hat das Zeug zur Legendenbildung: Vor zwei Jahren, beim letzten Konzert der fantastischen Far in Chicago, trafen sich Far-Sänger Jonah Matranga und der ehemalige Texas Is The Reason-Gitarrist Norman Arenas, outeten sich als Fans des jeweils anderen und begannen schon kurze Zeit später, Tapes zwischen Sacramento, Kalifornien und Chicago hin- und herzuschicken. Mit dem alten TITR-Bassisten Scott Winegard und Charles Walker, dem ehemaligen Schlagzeuger von Chamberlain, wurde das Line Up vervollständigt, und mit Jade Tree schnell der richtige geschäftliche Partner gefunden. Brian McTernan, einer der klassischen Produzenten großer HC- und Emo-Platten, wurde ins Boot geholt, und die bereits im August diesen Jahres absolvierte erste Deutschlandtour zeigte vielen, dass das, was da kommen sollte, großartig werden würde. “Thriller” ist genau die Platte, die man dieser Band zutraut: Ähnlich wie schon bei Far fühlt man sich einem emotionalen Wechselbad ausgesetzt, wie es extremer nicht sein könnte, und der Begriff Emo wird hier wirklich in allen Belangen mit Leben ausgefüllt – Freude, ja sogar Euphorie findet hier ebenso eine akustische Entsprechung wie Melancholie und Trauer. Die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen. In Songs wie dem schon von Jonahs Soloprojekt Onelinedrawing bekannten, hier aber viel Punk-lastigeren “14-41” auf der einen, sowie der todtraurigen Piano-Ballade “Leper Song” auf der anderen Seite, findet ein erstaunlicher Seelenstrip statt. Wie bei Far und Texas Is The Reason dienen bei NEO die ruhigen Momente gleichzeitig oft auch dazu, den Sekunden später folgenden Ausbruch um so dynamischer zu machen.Das kann sich auf Songfolgen, aber auch auf einzelne Stücke beziehen, wie das im einen Moment bombastische, dann wieder balladeske “Better Then Ever” beweist. Um auch ja keine Langeweile aufkommen zu lassen, folgt darauf dann prompt der punkige Zwei-Minuten-Kracher “Weary Progress”. Das abschließende “Better Than This” wiederum baut sich über knapp acht Minuten von einer reduzierten Ballade zu einem musikalischen Orkan auf, der derart spontan und emotionsgelenkt wird, dass einem Angst und Bange wird.
Wie sehr Text und Musik Hand in Hand gehen können, fällt hier ebenso auf wie beim dramatischen “Hostage”, einem Höhepunkt des Albums. Dem gegenüber steht dann wiederum das ergreifende Liebeslied “#1 Defender”. Und die Lyrics der akustischen Ballade “The Name” und der ersten Single “Lukewarm” sind eigentlich nichts anderes als ein Manifest in Sachen positiver Lebensphilosophie, die – gepaart mit der richtigen Musik – in letzteren Fall einen der besten Songs des Jahres zur Folge hat. Lange Rede, kurzer Sinn: Viel besser kann man es kaum machen. Und mit Jonahs einzigartig charismatischer Stimme ist der letzte Trumpf der Band in voller Blüte. Fantastisch. Die nächste Tour der Band in unseren Breitengraden dürfte in ungleich volleren Häusern stattfinden.