New Pagans
Making Circles Of Our Own
Jedes Jahr hängen sich Hunderttausende Besucher rückwärts über einen Abgrund und drücken ihre Lippen auf ein Stück glattgeknutschten Kalkstein – ein früher nicht ungefährliches Ritual, das New Pagans auf dem Cover ihres zweiten Albums abbilden. Diese Kombination aus Nervenkitzel und Abgegriffenheit passt irgendwie zu dieser Band. Die Nordiren, die 2021 mit ihrem Debüt ordentlich Staub aufwirbelten, sind alles andere als innovativ. So kraftvoll und enthusiastisch sie einem – nicht nur – gleich zum Start mit der pop-punkigen Zusammenhalts-Hymne “Better People” entgegenstürmen, so wenig zwingend sind oft die Melodien, die Sängerin Lyndsey McDougall ins Mikro ruft. Was nicht bedeutet, dass “Making Circles Of Our Own” ein Langweiler ist. Dafür legen McDougall & Co. instrumental genügend Schlenker ein: Sie pflügen mit ihren Gitarren durch schroffes Sonic Youth– und Dinosaur Jr.-Gelände (“Find Fault With Me”, “Fresh Young Overlook”), hauen zackige Post-Punk-Riffs raus (“There We Are John”) oder kreuzen betörendes Indierock-Gedengel mit kratzigem Noise (“Hear Me, You Were Always Good”). Am Ende jedoch packen New Pagans in “The State Of My Love’s Desire” noch die Streicher aus und schließen mit einem Kitsch-Duett. Sympathisch, aber auch so abgenutzt wie ein millionenfach geküsster Stein.
Das steckt drin: Paramore, Sleater-Kinney, Sonic Youth
weitere Platten
The Seed, The Vessel, The Roots And All
VÖ: 19.03.2021