Chaotisch ächzt die Gitarre gegen den Sturmlauf des Schlagzeugs an, Loops und Synthies wirbeln undurchsichtig umher, verzerrte Vocals lauern im Hintergrund, Effektgeräte rauchen. In über 50 Minuten drehen Nice Nice an jeglichen Stellschrauben und hantieren unbedarft und voller Tatendrang mit dem Werkzeug-Allerlei umher. Die experimentelle Herangehensweise des Duos ist ein zweischneidiges Schwert: Während die krachigen, ekstatischen Nummern wie “Set And Setting” oder “One Hit” beinahe mit der Intensität von “No Age” konkurrieren oder sich das Instrumentalstück “On And On” gleich selbst über das Spielfeld hetzt, franst “Extra Wow” über die gesamte Spielzeit aus.
“Big Bounce” wird vor allem noch durch einen gemütlich stampfenden Groove zusammengehalten, doch spätestens bei “A Little Love” verliert sich “Extra Wow” selbst aus den Augen. Auch “Double Head” wäre höchstens als mittelmäßige B-Seite durchgegangen. Besonders im hinteren Drittel reihen sich zahlreiche verzichtbare Ideen aneinander, hier hätte ein Produzent wie Rick Rubin mit all seiner Erfahrung wie einst beim Debüt von The Mars Volta Großes herauskitzeln und Nice Nice zu einer stärkeren Fokussierung zwingen können. So wird der avantgardistische Ansatz zur Farce, da das streckenweise überladene Klangbild interessante Ansätze verschleiert. Trotzdem gibt es natürlich eine Menge zu entdecken – Sympathisanten der Labelmates Battles oder Pivot können schon mal ihren Kompass norden.
Artverwandte
Battles – “Mirrored”
Liars – “Drums Not Dead”
Yeasayer – “All Hour Cymbals”