Nico
The Frozen Borderline: 1968-1970

Wer gar nicht kennt, was Nico abgesehen von ihren Beiträgen zum Velvet-Underground-Debüt musikalisch hinterlassen hat, darf sich das VU-Lied “Heroin” in Endlosschleife gepaart mit gregorianischen Mönchschorälen vorstellen. Der unterkühlte Singsang der Exilgermanin und das Gefiedel von John Cale sind für manchen Naturmelancholiker das Nonplusultra des Depri-Art-Pop, wobei hier eigentlich gar nichts Pop ist. Die Kompaktvariante von “The Marble Index”, hier mit vier Outtakes und je einer Alternativversion aufgestockt, und “Desertshore” (plus sechs Demos), dem zweiten (1974 sollte noch “The End…” folgen) von Cale produzierten Nico-Album, ist – nicht zuletzt aufgrund der schönen Aufmachung – für die überschaubare Zahl von Fans der 1988 verstorbenen Diva die Veröffentlichung des Jahres. Nur nebenbei Neugierige dürften mit dem ebenfalls düsteren, aber zugänglicheren Debütalbum “Chelsea Girl” erst mal besser bedient sein.