Obwohl die Pfade, die etwa die The White Stripes oder The Black Keys Anfang der 2000er geschlagen haben, schon ziemlich ausgetreten sind, beweisen die Dänen Nicotine Nerves auf ihrem Debüt “1995”, dass scheppernder Lo-Fi-Sound zeitlos ist. Der Albumtitel steht für das Geburtsjahr von Sänger und Gitarrist Rasmus Rankenberg Madsen und Schlagzeuger Frederik Nielsen, der jedoch während der Aufnahmen zum Album die Band verlassen hat. Verstärkt durch den neuen Trommler Lauge Kjærulf blickt Rankenberg Madsen noch weiter zurück, denn was die beiden aus Aarhus im Opener “Headache” aus ihren Verstärkern und Trommeln pressen, klingt wie eine Fusion aus den Garage-Pionieren The Sonics und den Psychobilly-Querdenkern The Cramps. Rotzig, übersteuert und energiegeladen kracht die Band in ihr erstes Album hinein und schlägt eine Brücke über mehrere Jahrzehnte Garage Rock. Dass Genre-Tausendsassa Ty Segall bei den Dänen hoch im Kurs steht, macht der Schreigesang am Rande des Wahnsinns deutlich. Klingt vertraut, ist ja schließlich alles schon mal dagewesen. Durchschlagskraft verlieren Nicotine Nerves dadurch aber nicht. Bei “Absurd” haben sie zwar genau bei den britischen Kollegen Drenge hingehört, das kratzbürstige Fuzz-Gewitter entschuldigt das dezente Abschauen aber allemal. Die deutlich hörbaren Einflüsse bleiben wohl der einzige Knackpunkt der Platte, denn, statt neue Experimente zu wagen, produzieren Nicotine Nerves einen Lo-Fi-Flickenteppich mit dem Besten von gestern und heute. Wenn man das Teppichknüpfen aber so gut beherrscht wie die Dänen, geht das vollkommen in Ordnung.