Natürlich hat die Hamburger Band recht, wenn sie verkündet, dass der Postrock-Hype der letzten Jahre vorbei sei. Denn wenn man mal ehrlich ist, muss man zugeben, dass das, was sich seit geraumer Zeit und in aller Regelmäßigkeit von Hallfahnen verschleiert auf den Musikmarkt wirft, auf übersättigtem Boden landet. Bands, die das gleichförmige Spiel aus Laut und Leise nicht bedingungslos mitspielen, ragen dafür glücklicherweise umso eher aus der grauen Masse hervor. Ironischerweise sind es Nihiling selbst, die auf ihrem selbstbetitelten, dritten Album einen Lösungsvorschlag unterbreiten, wie man Postrock 2014 aufregend gestalten kann. Weniger Prog, mehr Kraut. Wo “Egophagus” mit Druck im Rücken noch in Richtung Oceansize geschielt hat, ist “Nihiling” kauziger und lässt unterschiedliche Texturen zu, ohne gewollt und übermäßig gekünstelt zu wirken. “Hips” beispielsweise öffnet mit seinem knarzigen Pump-Bass die Tür zur Tanzfläche, wäre da nicht der entrückte Gesang von Alexandra Steinmetzer. In “The Universe Is Something That Happens” brechen Nihiling dann auf fast sieben Minuten doch noch eine Lanze für Fuzz-Bass und diverse Hall- und Delay-Pedale. Alles in allem liegt der Fokus der Produktion aber offenbar weniger auf Oberflächenpolitur als auf atmosphärischer Dichte und einer fordernden Dynamik wie sie nur verkopfte Menschen mit viel Bauchgefühl hinbekommen. Das durchzuziehen verlangt Mut und belohnt uns mit einem eigensinnigen dritten Album.