Dabei müsste, was die Braunschweiger machen, völlig unerträglich sein. Der Albumtitel schon, dann die der Songs, die alle aus zwei Teilen bestehen, von denen der zweite jeweils noch schlimmer ist als der erste: “Big Love Forever (Der Kirschbaum blutet aus seinen Narben)”, “Nachts (Das erste Mal Küssen mit Zunge)”, “Die Hochzeit (Du bist meine Frau)”. Würg. Und Daniel Hirschligau, der zu Beginn klingt wie die schlimmste Pophoffnung für den Jazzfrühschoppen, deren Texte Eltern in analoge Fotoalben kleben. “Und wir lachten und warn glücklich.” So schunkeln sie und würden wohl ewig schunkeln, wenn nicht irgendwann die Besinnung käme, die Regler sprengte, die Gitarren verzerrte und Hirschligaus Stimme kratzte, bis sie Dirk von Lowtzow überschlägt. “Und du schreist die ganze Zeit Ich liebe dich/ Denn alles andre wär nur Kitsch/ Und du schreist die ganze Zeit Ich hasse mich/ Denn alles andre wär nur Kitsch.” Das passiert immer und fast ein wenig formelhaft und bleibt trotzdem herzlich uncool und mit den Keyboards, dem gelegentlichen Doppelgesang mit Bassistin Kati Hollstein und dem Gepresche im Refrain sehr deutsch. Kurz versucht man sich zu erinnern, ob so was in den 90ern anders rüberkam oder doch nur man selbst, aber das müssten Niila am besten wissen, die waren schon damals erwachsen genug. “Denn ich habe dich gern, und das weiß du genau/ Ich dein Mann, und du bist meine Frau.” Könnte das der Hochzeitssong für Menschen sein, denen “Das Beste” zu gewöhnlich ist, weil sie zum Duscheputzen ja schließlich immer noch die Element-Of-Crime-Shirts auftragen? Schwer zu sagen, aber zu hoffen, in diesem Zusammenhang.