Nine Inch Nails
Not The Actual Events (EP)
Text: Sascha Krüger
Es ist mehr als eine Vermutung, dass sich im Zuge der zwangsläufig vor allem zweckdienlichen Filmsoundtrack-Arbeit in den letzten Jahren bei Trent Reznor so einiges an Wut aufgestaut hat. Die überraschend kurz vor Weihnachten veröffentlichte EP “Not The Actual Events” erzählt nun davon: 21 Minuten krasser Sound, wie man ihn mindestens seit “The Downward Spiral” in dieser kompromisslosen Form von Nine Inch Nails nicht mehr gehört hat. Alle fünf Songs gehen in die Extreme, mal in Sachen Tempo – wie der Opener “Branches/Bones”, der ein wenig wie die 2016er-Version von “March Of The Pigs” klingt – mal in Sachen kranker Klangästhetik, wie etwa beim abschließenden “Burning Bright (Field On Fire)”, bei dem sich die zahllosen Feedback-Schichten von Gitarrenhooligan und Gastmusiker Dave Navarro zu einem kreischenden Disharmonie-Mus verdichten, bis die Ohren schmerzen. Wären da nicht – und hier sind wir bei der besonderen Kunst von Nine Inch Nails – die über diesen Lärm gelegten, geradezu lieblichen Synthiesounds, die dem Ganzen etwas die Brutalität nehmen, im direkten Kontrast aber umso mehr verstören. Auch lyrisch kreist Reznor wieder um sein Lieblingsthema: sich selbst. Wenn auch nunmehr stärker abstrahiert und generalisiert, doch Themen wie Identität, Realität und Schizophrenie – auch jene des neuen US-Präsidenten – bestimmen seine universell gehaltene Nabelschau. Bleibt zu hoffen, dass diese EP nur ein Ausblick auf mehr geniale Kraftmeierei von NIN ist.
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