Insofern ist es eine Frage der Prioritäten, ob man mit dem lange angekündigten Reissue von “Pretty Hate Machine” glücklich wird oder nicht. Unstrittig ist: Mit dem technischen Know-how von 2010 hat Reznor dem Ding unerhörten Druck verliehen und eine bislang kaum zu vermutende Detailtiefe entlockt. Die verstärkten Bässe werten das klinische Erscheinungsbild von “Pretty Hate Machine” ebenso auf wie die unzähligen Synthie-Fills und Sampling-Schnörkel, die in der Originalversion teilweise bis zur Unkenntlichkeit in den Hintergrund gemischt waren. Wer jahre- oder jahrzehntelang mit der bisherigen Fassung gelebt hat, dem kommen diese Soundfinessen fast wie Overdubs vor, die Reznor nachträglich in die Platte geschummelt hat. Doch Reznor ist nicht George Lucas – Reznor schätzt die kleinen Macken (klanglicher wie kompositorischer Art), die “Pretty Hate Machine” als ein Dokument seiner Zeit auf- und ausweist; er hütet sich davor, sein Werk rückwirkend durch neue Zutaten zu verfälschen. Vor diesem Hintergrund ist zu verschmerzen, dass der aufwändig verpackte Rerelease bis auf den kuriosen Bonustrack – das Queen-Cover “Get Down, Make Love” – kein Zusatzmaterial enthält. Und selbst das ist schon als Zugeständnis zu sehen: “Get Down, Make Love” ist das einzige nicht von Reznor selbst (sondern von Ministrys Al Jourgensen) produzierte Stück hier. Den Rest hat der Dunkle Lord in Eigenleistung aufgenommen. Immer dann, wenn er nach getaner Schicht als Studioassistent selbst an die Geräte durfte. Those were the days.
weitere Platten
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