Es gibt Menschen, die behaupten, das Beste an den Nine Inch Nails seien ihre Remix-Alben – das ist Geschmackssache. Ein endgültiges Urteil über “Things Falling Apart” zu fällen, entpuppt sich als schwer, schließlich gibt es die Zutaten schon seit über einem Jahr in Form eines fantastischen Albums zu hören. Zudem ist Version 2.0 wesentlich verstörter als das Original und damit anfangs vielleicht unverständlich, was ein objektives Urteil ohne Vergleiche unmöglich zu machen scheint. Dem ist aber nicht so. Hörenswert ist es sowieso, sei es nun im Kontext des Vorgängers oder völlig abstrahiert von allem. Aber allein die beiden Opener “Slipping Away” (mit Elementen aus “Into The Void”) und “The Great Collapse” (unter anderem aus “The Great Comedown” und “The Wretched”) haben bereits eine derart begeisternde Eigenidentität, dass von neuen Songs gesprochen werden muss. Dabei ist das Konzept eigentlich ein altbewährtes: Einfach neue Prioritäten beim Remix setzen und andere Elemente hervorheben. Im Falle von NIN wird die Sache allerdings noch interessanter, da zum erstens der Meister selbst am Werk ist und zweitens eine derartige Fülle an hochwertigen Bausteinen besteht, dass das Ganze nicht eine Sekunde nach Reißbrett, sondern einfach nach intensiven Musikmomenten klingt. Nur ein Beispiel ist die “Version” von “The Wretched”, auch “Miles High” mit der Melodie aus “The Frail” als Streicherarrangement plus zusätzliche Soundeffekte, erzeugt Gänsehaut. Konventionelle Bewertungsmaßstäbe sind unangebracht, da es sich offiziell nicht um neu geschriebenes Material handelt, aber verbleiben wir mit der Feststellung, dass alle Freunde elektronischer Musik (und alle NIN-Liebhaber sowieso) “Things Falling Apart” in ihrer Sammlung haben sollten. Eigentlich ein neues Album, allerdings ein extrem unverdauliches – aber großartig und wie immer tief bewegend.
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